Grand Tirolia Kitzbühel

Alpines Boutique Resort mit Potential

 

Grand Tirolia, hinter dem Namen versteckt sich eines von vier Hotels im Besitz der russischen Oligarchin Jelena Baturina. 2014 hat die damals reichste Frau Russlands und Wahl-Kitzbühelerin nebst Golfplatz die 82 Zimmer und Suiten umfassende Luxusherberge erbauen lassen. Trotz seiner einzigartigen Lage inmitten eines der schönsten Golfplätze der Alpenrepublik, hochwertiger Ausstattung und einem Sternerestaurant – das mittlerweile auf Grund zu geringer Nachfrage geschlossen wurde – blieb der erhoffte wirtschaftliche Erfolg des Hotels lange Zeit aus.

So schrieb das Grand Tirolia bis 2014 Verluste, bis sich die Oligarchin dazu entschied, die mit dem Management beauftragte Gesellschaft zu entlassen und die Zügel selbst in die Hand zu nehmen. Mit einem neuen Konzept und weiteren Investitionen – unter anderem sind eine Überarbeitung des Spa-Angebots sowie die Aufstockung des Resorts zu einer rentableren Größe von insgesamt 100 Zimmern geplant – will sich das Haus neu positionieren. Des Weiteren sollen zukünftig verstärkt auch Gäste aus den USA angelockt werden, so der Wunsch Baturinas.

Mein Besuch zwei Jahre nach der Entlassung des bisherigen Managements begann mit einer etwas nüchternen Begrüßung an der Rezeption, ebenso ersparte man sich eine Begleitung auf mein Zimmer oder eine Erläuterung der Annehmlichkeiten des Hauses.

Während meines Aufenthalts bewohnte ich ein Zimmer der Deluxe Kategorie – die zweithöchste Zimmerkategorie im Hotel. Dieses bot auf knapp 60 geräumigen Quadratmetern ein großzügiges Badezimmer mit Doppelwaschbecken, Eckbadewanne, separater Toilette und Bidet, ein im Spiegel integriertes Fernsehgerät sowie ausreichend Abstell- und Staufläche. Der kombinierte Wohn- und Schlafbereich verfügte neben einer Couch, einem großzügigen Lesesessel und einem Kingsize-Bett mit äußerst bequemer Matratze über eine hochwertige technische Ausstattung mit Loewe Flachbildfernsehgerät, Bose-Sound System sowie einer zentralen, sehr intuitiven Touch-Screen Steuerung für Licht und Housekeeping-Services. Vom Balkon mit zwei Sonnenliegen und Stühlen bot sich ein malerischer Blick auf die Kitzbüheler Alpen.

Das Design mit viel Holz, roten und beigen Farbtönen, welches sich in allen Zimmer- und Suiten Kategorien wiederfindet, sorgte für ein wohnliches, alpines Ambiente.

Ein zweimaliger Zimmerservice erfolgte einwandfrei, selbst für den Turndown Service bot die zentrale Zimmersteuerung einen eigenen Knopf.

Aus gastronomischer Sicht bietet das Hotel keine wirklichen Höhenflüge. Das Frühstücksbuffet im Restaurant Eichenheim offeriert eine begrenzte Standardauswahl an Aufschnitten, Backwaren, verschiedenen – lediglich regionalen – Früchten und Säften aus Konzentrat. Auch die à la carte zubereiteten warmen Gerichte wie Eggs Benedict, Waffeln oder Pfannkuchen konnten im Hinblick auf Garpunkt und Frische nicht überzeugen. Selbst der bemühte und freundliche Service konnte die Defizite im Speisenangebot nicht kompensieren.

Ein vergleichbares Bild zeichnete sich beim Abendessen im Golfbistro, der zweiten Restauration im Haus, ab. Das bestellte Wiener Schnitzel präsentierte sich zwar mit schön soufflierter Panade, jedoch glich der als Beilage gereichte Kartoffelsalat eher einem Kartoffelstampf. Immerhin die Nougatknödel mit Zwetschkenröster als Nachtisch sorgten für einen bekömmlichen Abschluss.

Mit der Herbarium Bar hat die Tochter der Besitzerin – Ihresgleichen Absolventin der renommierten Cornell University – ihr selbst entwickeltes Konzept einer Kräuterbar verwirklicht. Serviert werden ausschließlich Cocktails die auf Basis lokaler Kräuter zubereitet wurden. Die Zukunftspläne sind ambitioniert, weitere Bars in London und New York sollen folgen.

Das Grand Alps Spa –der Wellnessbereich des Hauses – ist in Bezug auf die relativ geringe Zimmeranzahl sehr großzügig ausgelegt. Neben einem Indoor- und Outdoorpool laden ein Saunabereich mit Finnischer Sauna, Biosauna, einer russischen Banja, einem Tiroler Kräuterbadl, Aromadampfbad, Infrarotkabine sowie mehreren Ruhe- und Behandlungsräume zum Entspannen ein. Für Fitnessbegeisterte wartet zudem ein voll ausgestatteter Fitnessbereich mit modernsten Geräten, einer hauseigenen Yoga-Schule sowie Trainingsräumen auf.

Trotz seiner ausgezeichneten Hardware und malerischen Lage inmitten der Kitzbüheler Bergwelt konnte das Grand Tirolia nicht vollständig überzeugen. Zu schwach und unambitioniert präsentierte sich das kulinarische Angebot, zu kühl und unpersönlich der Service. Insgesamt ergibt das vier solide Sterne mit einem klar erkennbaren Potential nach oben.

 

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