Grand Hotel Heiligendamm

Wahrlich eine Welt für sich

 

In Bad Doberan, in einzigartiger Kulisse an der Ostseeküste gelegen, steht Deutschlands ältestes und wohl luxuriösestes Seebad. Heiligendamm oder „Weiße Stadt am Meer“, wie das Ensemble an weißen Gebäuden im klassizistischen Stil liebevoll genannt wird, erlangte nicht erst durch die Tagung des G-8 Gipfels im Jahre 2007 internationale Bekanntheit. Bereits vor 200 Jahren traf sich hier am „heiligen Damm“ der europäische Hochadel um von der heilsamen Wirkung der Ostsee zu profitieren. 1973 ließ der Mecklenburgische Herzog Friedrich Franz I auf Anraten seines Leibarztes das allererste Seebad Deutschlands nach englischem Vorbild errichten. Schnell entwickelte sich Heiligendamm zur ersten Adresse unter den Seebädern Europas. Selbst die russische Zarenfamilie zog es zur Sommerfrische hierher.

Heute erinnert die Inschrift „Heic te Laetitia Invitat post balnea Sanum“ – „Hier erwartet dich Freude, entsteigst du gesundet dem Bade.“ am Giebel des historischen Kurhauses, das 2017 seinen 200. Geburtstag feiert, an die einst goldenen Zeiten. Trotz seiner bewegten Geschichte als Lazarett im zweiten Weltkrieg oder als Kunsthochschule und Kinderferienlager in der DDR und obwohl das Hotel seit seiner Gründung kaum Gewinn abwarf – so auch nach der wirtschaftlich erfolglosen Partnerschaft zwischen dem Immobilienunternehmer Anno August Jagdfeld und der Kempinski-Gruppe – hat sich das Haus seinen Zauber vergangener Zeiten stets bewahrt. Zudem haben ein neuer Eigentümer – der das Grandhotel fortlaufend mit Frischzellen versorgt – sowie ein überabeitetes Hotelkonzept, das verstärkt auf Familien und eine leger luxuriöse Atmosphäre abzielt, dem Haus, das Mitglied der Leading Hotels of the World und der Selektion Deutscher Luxushotels ist, erst kürzlich zu schwarzen Zahlen verholfen.

Fünf Nächte verbrachte ich an der „Weißen Stadt am Meer“ um mich vom hohen Standard und Service des Grandhotels zu überzeugen. Bereits bei der Ankunft zeigte sich mir die ungezwungene aber dennoch exklusive Atmosphäre. So wurde mir nach einem freundlichen Empfang durch den Porter die Option geboten, meinen Wagen entweder am kostenfreien Parkplatz zu parken oder alternativ den Valet Parking Service zu nutzen. Ebenso effizient und freundlich zeichnete sich der Check-In im Haus Grand Hotel ab, eines von insgesamt 5 historischen Gebäuden, auf die sich die 120 Zimmer und 61 Suiten verteilen. Nachdem alle Formalitäten erledigt waren, begleitete mich ein Mitarbeiter des Empfangsteams zu meiner Strandsuite im Haus Mecklenburg.

Die Suite betreten eröffnete sich mir ein postkartenreifer Ausblick auf den Strand und die Ostsee begleitet von einem Willkommensgruß in Form eines sommerlichen Blumenstraußes, frischen Früchten und einer gekühlten Flasche hauseigenem Weißwein. Fünfzig äußerst wohnliche Quadratmeter in beigen und hellgrünen Farbtönen verteilten sich auf einen Wohnbereich mit einer über den gesamten Erker des Raumes verlaufenden deckenhohen Fensterfront, großzügiger Sitzgelegenheit, Arbeitstisch und ausreichend Stauraum für Kleidung, ein durch eine Flügeltüre abgetrenntes Schlafzimmer mit einem äußerst bequemen Kingsize-Bett und einem angeschlossenen Marmorbadezimmer mit Tageslicht, Regendusche, Badewanne, Waschtisch sowie räumlich abgetrennter Toilette.

Hochwertige Pflegeprodukte der Marke Molton Brown, ein vorbildlicher allabendlicher Turndownservice mit Pralinen, Wetterbericht und hinterlegten Programm für den nächsten Tag sowie der tadellose und beinahe klinisch saubere Zustand der Suite trugen ihr übliches zu einem wahrhaftigen Wohlfühlambiente bei.

Ebenso die während meines Aufenthalts besichtigten Zimmer der Standartkategorie präsentierten sich in einem äußerst gepflegten und sauberen Zustand und bieten allesamt kostenloses W-LAN. Lediglich die farbliche Gestaltung von fürstlichem Blau und Rot in der Burg Hohenzollern über ein frisches Hellrosa im Severin Palais bis hin zu den beigen und grünen Farbtönen im Haus Mecklenburg unterscheidet sich ebenso wie die Größe der Zimmer und Suiten.

Das an das Haus Mecklenburg angeschlossene Kurhaus Restaurant mit seinem eindrucksvollem historischen Speisesaal und großer Terrasse serviert, neben einem umfangreichen Frühstücksbuffet ergänzt von warmen à la carte Gerichten zur Abendstunde, bei gebuchter Halbpension ein Drei-Gänge Menü sowie regionale Gerichte aus der Speisekarte. So persönlich und zuvorkommend sich der Service auch präsentierte – ab dem zweiten Morgen wurde ich stets mit Namen angesprochen – konnte die Qualität und Auswahl der Speisen hingegen nicht überzeugen. Anstatt regionaler Käsesorten und Aufschnitte offerierte das Frühstücksbuffet Standartprodukte aus dem Supermarkt, Orangensaft aus Konzentrat und eine äußerst begrenzte Auswahl an Früchten. Frisch gepresste Fruchtsäfte konnten ausschließlich gegen Aufpreis à la Carte bestellt werden, zumindest der frisch gepresste Orangensaft war dann doch im Frühstückspreis inbegriffen. Ebenso enttäuschend das abendliche Drei-Gang-Menü das mit 59 Euro zu Buche schlägt und im ersten Gang teilweise mit vom Frühstücksbuffet verarbeiteten Produkten startete.

Ein kulinarisch konträres Bild zeigte sich hingegen im mit einem Stern und 18 Gault Millau Punkten dekorierten Gourmetrestaurant Friedrich Franz, in dem Chefkoch Rony Siewert perfekt zubereitete Gerichte inspiriert von der klassisch französischen Küche auf den Tisch zaubert.

Etwas legerer geht es in der im englischen Landhaus-Still eingerichteten Nelson Bar im Haus Grand Hotel zu. Neben Burger, Steaks und frisch zubereiteten Salaten werden nachmittags ein „English Afternoon Tea“ sowie Abends ausgezeichnet zubereitete Cocktails, an Wochenenden begleitet von Live-Musik, geboten.

Eine wahre Oase der Entspannung stellt das 3000 Quadratmeter große Heiligendamm Spa im Severin Palais dar. Ein großzügiger und ansprechend gestalteter Spa-Bereich mit finnischer Sauna, Biosauna, separater Damensauna, Dampfbad, Hammam, Eisraum, Außenbereich zum Frischlufttanken und Ruheraum mit Massageliegen lassen für Entspannungssuchende kaum Wünsche offen. Mehrmals täglich werden kostenlos Aufgüsse mit anschließenden Peelings von Honig, Salz oder Papaya zelebriert. Ergänzt wird das Angebot von Wellnessanwendungen und Produkten die in Zusammenarbeit mit Dr. Joseph von Vitalis und auf Basis wissenschaftlicher Studien der Universität Rostock kreiert wurden. Ein ausgezeichnet ausgestatteter Fitnessraum, kostenfreie Kurse wie Yoga, Aqua-Fitness oder Pilates und nicht zuletzt der knapp 200 Quadratmeter große Indoorpool mit Whirlpool und ausreichend Liegemöglichkeiten, sowohl im Inneren als auch bei Schönwetter in der großen Parkanlage, ergänzen die umfangreiche Ausstattung. Auch im Heiligendamm Spa wird Service groß geschrieben. Frühschwimmern wird allmorgendlich kostenlos eine kleine Frühstücksauswahl als erste Stärkung des Tages an der Spa Bar offeriert. Zudem werden den Gästen bei jedem Besuch jeweils frische und äußerst bequeme Bademäntel und Slippers ausgehändigt.

Die exklusive Strandlage ermöglicht einen direkten Zugang zum weißen Dünenstrand, der sich für Spaziergänge oder sportliche Aktivitäten in malerischer Umgebung anbietet. In den Sommermonaten werden den Gästen zusätzlich ein hoteleigener Strandbereich mit Strandkörben, Liegemöglichkeiten und einer Strandbar sowie diverse Veranstaltungen wie die White Nights am Meer, Barbecues mit musikalischer Begleitung eines DJs, ein Strandkorbdinner oder Sundowner mit Cocktails und Live-Musik geboten.

Der Wirtschaftsprüfer Paul Morzynski, der das Grand Hotel Heiligendamm im Jahr 2013 kaufte und Hoteldirektor Paul Peruzzo haben das Haus in den letzten Jahren gemeinsam auf neuen Kurs gebracht. Seien es die Investitionen in die Erneuerung der Ausstattung, Konzepte wie die exklusiv für Kinder eingerichtete Villa Bär mit kostenloser Betreuung, einer kompletten Westernstadt, und Kinoraum auf insgesamt drei Etagen, die auch Eltern mit Kindern Zeit zur Entspannung bietet, oder weitere geplante Investitionen – so ist unter anderem eine Erweiterung des Wellnessbereichs um zusätzliche 1000 Quadratmeter geplant und auch die Restaurierung der sogenannten Perlenkette, sieben an das Hotel angrenzende Strandvillen die zum privaten Verkauf stehen, schreitet voran.

Trotz der Defizite im Speisenangebot des Kurhaus Restaurants – die hoffentlich schnell beseitigt werden – machen seine atemberaubende Strandlage, die perfekte Symbiose von historischen Gebäuden und hochwertiger, zeitlos eleganter Ausstattung, der persönliche und stets freundliche Service und das ausgezeichnete Spa-Angebot das Grand Hotel Heiligendamm zu einem einzigarten Ort der Entspannung für Geist und Seele. In der Gesamtbewertung sind das fünf aufrichtige Sterne.