Breidenbacher Hof       

Auf der Suche nach dem sechsten Stern

 

Als Horst Schulze, Gründervater der Luxusmarke The Ritz-Carlton, im Jahre 2002 den Marriott-Konzern verlies, dauerte sein Ruhestand weniger als vier Wochen bis er sich zur Gründung einer neuen Luxushotelkette entschied. Mit der heutigen Capella Hotels and Resorts Group wollte der Hotelier in eine neue Sphäre der Luxushotellerie starten. Capella, der sechsthellste Stern am Nachthimmel diente als Namensgeber für die neue Hotelkette, die sich insbesondere in den Bereichen Kundenbindung und persönliche Gästepflege deutlich von der laut Horst-Schulze zu groß gewachsenen Ritz-Carlton Hotel Company differenzieren sollte.

2008 eröffnete mit dem Breidenbacher Hof in Düsseldorf das bisher einzige „Capella-Hotel" in Deutschland. Dabei ist mit dem Namen Breidenbacher eine mehr als zweihundertjährige Geschichte verbunden. 1812 eröffnet, galt das Haus seit jeher als eine der ersten Adressen der Stadt und empfing bereits damals prominente Gäste wie Zar Alexander II. oder Herzog Maximilian von Bayern. Heute sind es insbesondere Film- und Rockstars wie Sir Paul Mc Cartney, Sting, Depeche Mode, die Rolling Stones oder Udo Lindenberg, die die persönliche und exklusive Atmosphäre des Hauses an der berühmten Königsallee schätzen und immer wieder in den Breidenbacher Hof zurückkehren. Letzterer arbeitete einst als Page im Hotel und ist seit jeher als ehemaliger „Breidenbacher“ dem Haus verbunden geblieben. Dabei drohte der geschichtsträchtige Bau in den 1990er Jahren zu zerfallen, bis sich ein kuwaitischer Investor entschied, das Gebäude abzureißen und in Form eines Neubaus in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Ursprünglich war geplant das Haus unter dem Management von The Ritz-Carlton zu eröffnen, Horst Schulze konnte den Investor jedoch in letzter Minute für sich gewinnen. Hoch waren meine Erwartungen an ein Haus, das bereits wenige Tage vor der Ankunft seine Gäste kontaktiert, um die ungefähre Ankunftszeit und mögliche Präferenzen zu erfragen, auf Check-In sowie Check-Out Zeiten und eine Hotellobby im herkömmlichen Sinne verzichtet. Stattdessen sorgen sich so genannte persönliche Assistenten in einem exklusiven, nur den Hotelgästen zugänglichen Bereich, dem Capella Living Room, mit kostenlosen Getränken und kleinen süßen Leckereien um das Wohl aller Gäste.

Zwei unabhängige Aufenthalte verbrachte ich im Breidenbacher Hof, wobei ich mich nach einem etwas ernüchternden und holprigen ersten Besuch im Haus bei meinem zweiten Aufenthalt vollumfänglich vom exzellenten und persönlichen Service überzeugen konnte. Bei Ersterem bewohnte ich ein Superior Zimmer, das mit einundvierzig großzügigen Quadratmetern die Standartkategorie darstellt und sich in einem klassischen Innendesign mit goldenen, beigen Stoffen und dunklen Hölzern des renommierten Kölner Innenarchitekten Peter Silling präsentiert. Ein Touchscreen zur Steuerung der Zimmerbeleuchtung, Klimaanlage und Vorhänge, kostenlose Getränke aus der Minibar, großzügige Badezimmer mit Doppelwaschbecken, begehbarer Regendusche und separierter Toilette sowie ein äußerst bequemes Kingsize Bett konnten mich bereits bei meinem ersten Aufenthalt überzeugen. Eine zu lange Wartezeit beim Check-In sowie bis zur Bezugsfertigkeit meines Zimmers, eine lärmende Klimaanlage und negative Erfahrungen im Bereich Food & Beverage trübten jedoch meine erste Erfahrung maßgeblich.

Bei meinem zweiten Besuch zeigte sich jedoch ein vollkommen konträres Bild, man hatte meine Anmerkungen zu den negativen Erfahrungen äußerst ernst genommen und die genannten Schwachstellen beseitigt. Bereits vor dem Betreten des Hauses wurde ich als widerkehrender Gast erkannt und mit Namen begrüßt. Einer der persönlichen Assistenten begleitete mich umgehend zu meiner Executive Suite auf dem Royal Floor, Deutschlands größter Exklusiv-Etage auf 1000 Quadratmetern im Dachgeschoss des Hauses, die 2014 eröffnet wurde. Fünf Suiten und sechs Zimmer lassen sich für 28.000 EUR pro Nacht zu einer exklusiven Etage mit separatem Eingang und Aufzug – die höchstmögliche Diskretion und Privatsphäre garantieren sollen – verbinden.

Dabei kreierte abermals Peter Silling das Innendesign der Räumlichkeiten mit einem ganzheitlichen Farbkonzept, exklusiven Stoffen und frischeren Farben.

Die für meinen Aufenthalt vorbereitete Executive Suite verteilte sich auf sechsundneunzig Quadratmetern – großzügiger übernachtet man nur in der 400 Quadratmeter großen Royal Suite – mit einem geräumigen Wohnbereich mit Esstisch, der Platz für bis zu sechs Personen bot, einer ebenso großen Sitzlandschaft, einem Schreibtisch sowie einer Leseecke. Eine kleine, beinahe voll ausgestatte Küche mit Kühlschrank, Mikrowelle, Nespresso-Kaffeemaschine und einem Angebot an kostenlosen Soft Drinks, ein Schlafzimmer mit einem weiteren Refreshment Center, bequemen Kingsize Bett und ausreichend Stauraum sowie ein in weißen Marmor gestaltetes Badezimmer mit Doppelwaschbecken, freistehender Badewanne, separierter Regendusche und Toilette vervollständigten die Räumlichkeiten. Zwei große Flachbildfernsehgeräte, eine Zimmersteuerung per Touchscreen, ein DVD-Player, eine Hi-Fi-Anlage sowie kostenloses W-LAN zählten zur technischen Ausstattung der Suite. Von drei großen Fensterfronten mit Austritten bot sich ein Blick über die Dächer Düsseldorfs. Eine zweimalige Zimmerreinigung mit Turndown Service und Bettwäschewechsel erfolgte täglich zur vollen Zufriedenheit. Zur Begrüßung wurde ich zudem von einem mit süßen Leckereien, frischen Früchten, eisgekühlten Smoothies, Champagner und frischen Blumen reich gedeckten Tisch sowie einem Kuvert mit Eintrittskarten für eine Kunstausstellung überrascht.

In der Brasserie 1806 präsentierte sich mir allmorgendlich ein Frühstücksbuffet mit einer qualitativ hochwertigen Auswahl an Produkten wie frisch geschnittenen Parmaschinken, Austern, verschiedenen Fischsalaten und ausgezeichneten an den Platz servierten warmen Gerichten. Auch der sehr reichhaltige Neujahrsbrunch, der neben einem Buffet eine umfangreiche Auswahl an kleinen à la carte Gerichten, darunter eine vorzüglich zubereitete Version des Singapurer Nationalgerichts Laksa bot, konnte vollumfänglich überzeugen. Das Wiener Schnitzel mit einer perfekt soufflierten Panade, das mit Kartoffel-Gurkensalat und frisch gerührten Cranberries serviert wird, lockt zum Wochenende auch zahlreiche Düsseldorfer an. Der Service agierte stets freundlich und professionell. In der Lobby Lounge mit der angeschlossenen Capella Bar & Cigar Lounge wird nachmittags Afternoon Tea und abends eine von Märchen und Filmen inspirierte Auswahl an Cocktails serviert.

Der hoteleigene Wellnessbereich mit Hallenbad, zwei finnischen Saunen und einem Dampfbad sowie angeschlossenem Fitnesscenter ergänzen das Freizeitangebot des Hauses. Einen kleinen Abzug gibt es hier jedoch für die nicht besetzte Spa-Rezeption und den ausschließlich per Telefon abrufbaren Service zum Auffüllen von Handtüchern und Wasser. Eine Besonderheit stellt zudem die über einen exklusiven Zugang mit dem Hotel verbundene Privatklinik dar, die neben dem Preventicum, das sich auf Kardiologie und Präventivmedizin spezialisiert, ein gutes Netzwerk an ästhetischen und plastischen Chirurgen bietet.

In neue Sphären fühlte ich mich während meiner beiden Aufenthalte in Düsseldorfs wahrhaftiger Nummer eins nicht versetzt. Die ausgezeichnete Hardware, die stets mit frischen Zellen versorgt wird, ein freundlicher und meist persönlicher Service sowie das kulinarisch ausgezeichnete Angebot der Brasserie 1806 machen den Breidenbacher Hof dennoch zu einem Luxushotel mit wohlverdienten fünf Sternen.